موطأ الإمام مالك
Der geebnete Pfad
Die vorliegende Veröffentlichung ist das berühmteste Werk des Gelehrten Mālik Ibn Anas, eines der frühesten heute noch erhaltenen Hadithwerke. Imām Asch-Schāfiʿī sagte: „Die Muwaṭṭaʾ ist das authentischste Hadithwerk.“ (Zu
jener Zeit gab es die zwei Sahīh-Werke von Buchārī und Muslim noch nicht.) Die Muwaṭṭaʾ enthält insgesamt knapp 1800 Überlieferungen und setzt sich aus einer Sammlung von Hadithen (Berichten von
Aussagen und Taten des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm); Aussagen, Rechtsgutachten und Entscheidungen der Prophetengefährten; Aussagen und Rechtsgutachten der darauffolgenden
Generation (die Schülergeneration der Prophetengefährten, welche persönlich auch einige der Prophetengefährten gesehen haben) und Rechtsgutachten des Imām Mālik sowie späterer Gelehrter zusammen. Das Werk kann als die erste Formulierung des islamischen Rechts bezeichnet werden, welche auf der
Herangehensweise des malikitischen Rechtsverständnis beruht. Dieses beruht darauf, dass, wenn es keinen eindeutigen Koranvers oder Hadith des Gesandten Allahs, Allah Segen und Frieden
auf ihm, zu einem Thema gibt, so wird die Handlungsweise der Leute in Medina (d. h. der ersten Generationen von Muslimen in Medina) betrachtet und sich daran angelehnt. Dies wird damit begründet,
dass die meisten Prophetengefährten in Medina wohnten und das Wissen auf vielfachen Wegen in der Anfangszeit des Islam dort von einer Generation zur nächsten getragen wurde und somit ein hoher
Grad an Bewahrung der reinen Form des Islam im Verhalten der Menschen in Medina gegeben war.
Imām Mālik korrigierte und sortierte sein Werk über Jahre
hinweg, daher gibt es mehrere Überlieferungen der Muwaṭṭaʾ, die sich zum Teil geringfügig im Aufbau unterscheiden. Die Muwaṭṭaʾ wurde von seinen unmittelbaren Schülern rezensiert und
weitergegeben. Am bekanntesten ist die Rezension von Yaḥyā Ibn Yaḥyā al-Laithī (gest. 233 n. H. in Córdoba), die auch mehrfach nachgedruckt worden ist. Für die Wichtigkeit dieser Rezension
spricht die Tatsache, dass sie in der malikitischen Rechtsgelehrsamkeit am häufigsten kommentiert wurde. Abu Muḥammad Yaḥyā Ibn Yaḥyā al-Laithī Ibn Kathir Ibn Wislasen Ibn Shammal Ibn Mangaya,
selbst war maßgeblich für die Verbreitung der malikitischen Rechtsschule in Andalusien verantwortlich. Er wurde in der Gegend von Algeciras, als Sohn einer berberischen Familie des
Masmuda-Stammes, geboren. Al-Laith bezieht sich auf einen arabischen Stamm, dessen Mitglieder für die Annahme des Islam seiner Vorfahren im heutigen Marokko verantwortlich waren. Wislasen ist ein
Name der Berber und bedeutet „der Hörende.“ Sein Großvater hatte an der muslimischen Eroberung Iberiens durch Ṭāriq Ibn Ziyād teilgenommen. Yaḥyā Ibn Yaḥyā al-Laithī reiste schon in jungen Jahren
in den Osten des Islamischen Reiches und studierte bei Mālik Ibn Anas. Nach seiner Rückkehr nach Andalusien konzentrierte er sich auf sein wissenschaftliches Werk. Als Mitglied der sogenannten
Schūrā [1] hatte er einen enormen Einfluss auf die Nominierung von Rechtspositionen. In seiner Rolle als Mitglied der Schūrā kam er in die Nähe des Herrschers von Andalusien, der von seiner
Intelligenz und Autorität in islamischen Angelegenheiten beeindruckt war. So wuchs er zum einflussreichsten Mitglied der Schūrā heran, was ihm die Möglichkeit gab, Richter zu ernennen, die auch
die malikitische Rechtschule favorisierten. Am Ende seines Lebens war die Maliki-Schule die wichtigste in gesamt Andalusien. Die Muwaṭṭaʾ umfasst insgesamt 61 Kapitel („Bücher“) und teilt sich in
die übliche Gliederung islamischer Rechtswerke auf.
[1] bedeutet Beratung; Ratgebergremium; Urteilsberatung. Die Beratung, die Einberufung eines Ratgebergremiums in der Rechtsprechung, ferner in
staatlichen Belangen und politischen Entscheidungen gilt als Pflicht (wāǧib).